Räuchern in den Rauhnächten

Räucher Deko

Die Rau(h)nächte und das Räuchern von Haus und Ställen sind ein alter Brauch, der vielerorts bekannt war und ausgeführt wurde, aber heute zusehends in Vergessenheit geraten ist. Versucht man heute vielleicht nicht mehr unbedingt böse Geister zu vertreiben, genießen viele noch die erleichternde und reinigende Wirkung des Ausräucherns im Haus.

Was und wann sind die Rauhnächte?

Die 12 Nächte, die Rauhnächte genannt werden, beginnen üblicherweise in der heiligen Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und enden in der Nacht vom 4. auf den 5. Jänner. Ganz einheitlich sind die Daten allerdings nicht, denn von Ort zu Ort verschieben sich die Rauhnächte etwas. Meistens beschließt die Nacht auf Heilige Drei Könige, also die Nacht vom 5. auf den 6. Jänner die Rauhnächte.

Die 12 Nächte ergeben sich ursprünglich aus der Differenz zwischen dem Mond- und dem Sonnenjahr. Während der Mond die Erde bereits 12-mal umwandert hat, hat die Erde noch 11 bzw. 12 Tage vor sich, um die Sonne einmal umkreist zu haben. Dazukommt, dass am 21. Bzw. 22. Dezember die Wintersonnenwende stattfindet, also die längste Nacht des Jahres. Bei den Rauhnächten handelt es sich also um die dunkelste Zeit des Jahres.

In alten überlieferten Traditionen ging man davon aus, dass in dieser Zeit die Verbindung zwischen Jenseits und Diesseits besonders durchlässig ist. Böse Geister müssen vertrieben werden und angesammelte, negative Energien aus dem Haus vertrieben werden, damit neu in die hellere Zeit und das neue Jahr gestartet werden kann. Eine der Möglichkeiten das zu tun, ist das Ausräuchern der Wohnung und des Hauses.

Anleitung zum Räuchern in den Rauhnächten

Was man neben den Räucherschalen zum Ausräuchern benötigt:

  • Feuerfeste Schale mit Räuchersand, Kohlen und Kohlenzange
  • Alternativ dazu: Räucherstövchen mit Räuchersieb, Teelichter für das Stövchen, Alufolie falls man Weihrauch oder andere Harze im Sieb verräuchern möchte

Zum Ausräuchern der Wohnung muss man sich zunächst die feuerfeste Schale bzw. das Räucherstövchen richten. Bei der Räucherschale funktioniert das so, dass Kohle angezündet wird und im Sand so lange glosen gelassen wird, bis sie eine weiße Glut bildet. Darauf kann man die zerkleinerten Kräuter oder den Weihrauch geben.

Dies beginnt dann gemeinsam recht stark zu rauchen. Damit geht man durch das Haus, am besten von unten nach oben. Dabei werden alle Räume einzeln betreten und der Rauch in jedem Winkel und jeder Ecke verteilt. Die Fenster sind dabei geschlossen und der Rauch kann auch mit einer Feder oder einem Blatt weiter verteilt werden.

Material zum Räuchern wie Weihrauch gehört zum Ritual dazu.
Räuchern ist ein beliebter Brauch, der in den 12 Rauhnächten stattfindet. © Hetizia – stock.adobe.com

Anschließend öffnet man alle Fenster und Türen kurz, um den Rauch und mit ihm die belastenden Energien und Keime in der Luft zu beseitigen. Daraufhin kann man noch, wenn man möchte, mit wohlriechenden, angenehmen Kräutern räuchern, ohne anschließend zu Lüften.

Durchgeführt wird dies beliebig oft. Manche räuchern einmal an heilig Abend, manche zu heilig Abend, Silvester und Heilige Drei Könige, manche in jeder Nacht. Dabei kann man jede Nacht einem anderen Thema widmen und die Kräuter demnach auswählen. Man kann außerdem Botschaften auf kleinen Zetteln mitverbrennen, wenn man etwas Bestimmtes, Starkes und Belastendes loswerden möchte. Auch bei einem Neueinzug bietet sich die Räuchermethode an, um im neuen Heim sozusagen tabula rasa zu machen und alte Streitigkeiten und Belastungen zu beseitigen.

Kräuter & Co. zum Ausräuchern: weißer Salbei, Beifuß, Weihrauch

Je nachdem, worauf das Augenmerk beim Ausräuchern gerichtet sein soll, kann man verschiedenes Räucherwerk verwenden. Die beliebtesten, besonders für die Zeit der Raunächte geeigneten Kräuter sind folgende:

Weißer Salbei – reinigt besonders, wirkt keimtötend auf die Luft, sorgt für Ruhe und reinigt alte Energien aus der Luft

Weihrauch – bringt Segen und erhöht die Energie

Styrax – bringt Wärme und Geborgenheit und entfernt dadurch seelische Verknotungen, wodurch wiederum das Selbstvertrauen gesteigert wird

Beifuß – desinfiziert, ähnlich wieder Salbei, löst Ängste, vertreibt Unheil und lässt einen Neubeginn reibungslos verlaufen

Vorbereitung & Unterstützung beim Räuchern

Die Rauhnächte sind eine Zeit des Überganges vom alten ins neue Jahr, von der dunklen in hellere Zeiten. Man kann Angelegenheiten, die man nicht mitnehmen möchte, zurücklassen – sowohl durch das Ausräuchern, als auch durch andere Rituale. Ganz praktisch gesehen, kann man erstmal damit anfangen, diverse noch offene Dinge abzuschließen, Arbeiten zu erledigen, ausgeborgte Dinge zurückzugeben und Angelegenheiten aller Art zu klären.

Man kann das alte Jahr Revue passieren lassen, sich Gedanken machen, wer einen in letzter Zeit begleitet und unterstützt hat und sich bedanken. Genauso kann man Streitigkeiten beilegen, sich versöhnen, oder wenn es sein muss, Menschen zurücklassen. Meditation zu gewissen Themen begleiten die Reinigung durch das Ausräuchern und reinigen sozusagen den Geist.

Meditieren hilft dabei Gedanken zu ordnen und los zu werden, damit man sich anschließend wieder auf Dinge konzentrieren kann, die einem wichtiger sind. Belastendes wird aufgelöst und zu Jahreswechsel in den Rauhnächten bietet sich das besonders an. Eine Meditation, die dafür geeignet ist, ist die Herzmeditation, durch die Du Dich mithilfe des folgenden Videos führen lassen kannst.

Brauchtum und spirituelle Bedeutung des Rituals

Die Rituale, die in den Rauhnächten durchgeführt werden, sollen einen möglichst reibungslosen Übergang zwischen altem und neuem Jahr gewährleisten. Es werden alte Energien bewusst gemacht, gebündelt und ausgetrieben, wofür es verschiedene Möglichkeiten gibt. Man nutzt die Sensibilität und Empfindlichkeit der Tage, um sich und die Umgebung zu reinigen.

Auf einem leeren Blatt Papier fängt man bekanntermaßen einfacher eine Geschichte an, als auf einem, das vollbeschrieben ist. Für einen unbeschwerten Start braucht es eine Reinigung, ein Loswerden alles Beschwerenden, damit mit neuem Feuer neue (oder bestehende) Projekte angegangen werden können. Das Ausräuchern des Hauses während der Rauhnächte unterstützt diesen Übergang.


Titelbild: © Hetizia – stock.adobe.com

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