Völlegefühl, Trägheit, fehlende Motivation: Wenn der Stoffwechsel nicht so recht mitspielt, ist es Zeit für eine Heilfasten-Kur. Beim ayurvedischen Fasten geht es darum, das „Agni“ (Verdauungsfeuer) zu fördern und dadurch den Körper bei der Entgiftung zu unterstützen. Warum es sich dabei um Teilfasten handelt und was die drei Doshas mit ayurvedischem Fasten zu tun haben, lesen Sie hier.
Anleitung zum ayurvedischen Fasten: die Grundlagen
Im Ayurveda versteht man unter dem Begriff Dosha eine grundlegende Kraft im Menschen, die alle geistigen und körperlichen Prozesse lenkt. Insgesamt gibt es drei dieser universellen Kräfte: Vata, Pitta und Kapha. Die meisten Menschen sind Mischtypen.
Ayurvedisch Fasten nach Vata, Pitta oder Kapha
Ayurvedisches Fasten berücksichtigt die Konstitutionstypen, indem unterschiedliche Fastenzeiten empfohlen werden. Konkret bedeutet das: Reine Vata– oder Pitta-Typen sollten nur 3-4 Tage fasten, da bei diesem Vorgang Fett und Schlacken verloren gehen und diese beiden Typen von Haus aus eher leicht und schmal sind.
Ein Kapha-Mensch hingegen kann problemlos auch längere Zeit ayurvedisch fasten, da er vielleicht sogar leicht übergewichtig ist und dementsprechend ohne Gesundheitsrisiko mehr Gewicht verlieren kann. Idealerweise sollte ayurvedisches Fasten unter professioneller Anleitung praktiziert werden, unter anderem eben deshalb, weil es sich oft um gemischte Doshas handelt.
Ist ayurvedisches Fasten gleich Teilfasten?
Beim ayurvedischen Fasten geht es nicht darum, möglichst rasch viel abzunehmen. Das Ziel ist es, den Körper zu entgiften, Schlacken loszuwerden und das Agni zu stärken. Besonders im Frühjahr, wenn das üppige Essen aus der kalten Jahreszeit sich bemerkbar macht, eignet sich diese Art des Heilfastens wunderbar, um neue Energie zu gewinnen.
Ayurvedisches Fasten sieht vor, sich über einen begrenzten Zeitraum von kleinen Mengen und einer eingeschränkten Auswahl an Lebensmitteln zu ernähren. Totalfasten ist kein expliziter Teil der Kur, weil es die Verdauung verlangsamt. Zwar sind bis zu 1,5 Totalfastentage möglich, aber definitiv nicht verpflichtend.
Wer ayurvedisch fastet, ernährt sich also in erster Linie vegan und in kleineren Mengen, und zwar gemäß dem eigenen Dosha. Im Gesamtbild ergibt das eine schonende Art des Fastens, die sich aber nicht für schwangere, stillende oder menstruierende Frauen eignet. Auch bei Krankheiten und Entzündungen sollte nicht ayurvedisch gefastet werden.
Ayurvedisches Fasten: so funktioniert’s
Bevor die eigentlichen Fastentage beginnen, bietet es sich beim ayurvedischen Fasten an, den Darm zu reinigen. Darauf folgen die eigentliche Fastenphase und eine abschließende Aufbauphase, um die Verdauung sanft wieder an die alltägliche Ernährung zu gewöhnen.
Vor dem Ayurveda-Fasten
Die Darmreinigung kann auf ganz unterschiedliche Arten erfolgen. Eine Möglichkeit ist es, über 3-4 Tage hinweg gelöstes Bittersalz zu trinken. Auch Mungobohnensuppe als einziges Nahrungsmittel kann gut auf die Fastentage vorbereiten. Grundsätzlich gilt: Verzichten Sie auf kalte, rohe und allzu schwere Lebensmittel, um eine Grundlage für das Agni zu legen.
Um die ganze Kopfregion freizubekommen, eignet sich Ölziehen: Nehmen Sie täglich 1 Esslöffel Kokos-, Sesam- oder Rapsöl in den Mund und ziehen Sie das Öl 5-10 Minuten fest durch die Zähne. Spucken Sie das Öl danach unbedingt aus und putzen Sie gründlich Zähne und Zunge, denn in dem Öl haben sich nun Giftstoffe angereichert.
Während des Ayurveda-Fastens
In den eigentlichen Fastentagen können Sie aus diversen Suppenrezepten, Getränken und sonstigen Mahlzeiten wählen, die Ihrem Dosha-Typ entsprechen. Verzichten Sie auf Frühstück und/oder Abendessen und nehmen Sie mittags eine leichte Mahlzeit zu sich.
Um die Giftstoffe und Schlacken möglichst gut ausschwemmen zu können, empfiehlt es sich, viel warmes Ingwerwasser und Kräutertee zu trinken. Früchtetee eignet sich für ayurvedisches Fasten nicht gut, da er ungünstige Säuren enthält.
Beim ayurvedischen Fasten wird die Nahrungszufuhr reduziert. Daraus ergibt sich auch ein Mangel an Energie, weshalb Sie sich für die Fastentage nicht zu viel vornehmen sollten. Das Wochenende oder einige Urlaubstage sind gute Zeitpunkte für ayurvedisches Fasten, denn an freien Tagen können Sie Ruhe finden, kurze Spaziergänge machen und so fort.
Aufbauphase: Nach dem Ayurveda-Fasten
Ayurveda-Fasten verläuft in der Regel über einen begrenzten Zeitraum. Sobald die Fastentage dem Ende zugehen, gewöhnen Sie die Verdauung am besten schrittweise wieder an eine normale (ayurvedische) Ernährung.
Konkret bedeutet das: In der Aufbauphase nach dem ayurvedischen Fasten verzichten Sie 10 Tage oder länger lieber auf toxische Lebensmittel wie Milchprodukte, Frittiertes, Weizenmehlprodukte, Fleisch, Kaffee und Alkohol. Wenn nämlich der Körper plötzlich wieder mit diesen Stoffen konfrontiert wird, bilden sich sofort neue Schlacken.
Egal, für welche Variante des Ayurveda-Fastens Sie sich entscheiden, es gilt immer: Hören Sie auf den Körper. Das Fasten soll eine positive Entwicklung bewirken – wenn Sie sich langanhaltend nur schlecht fühlen, ist das nicht der Fall und es ist klüger, das Fasten zu beenden.
Ayurvedische Fastensuppe und weitere Rezepte
Da es beim Fasten durchaus passieren kann, dass man ins Frösteln kommt, sind warme Getränke und Suppen eine gute Wahl für die Fastentage. Eine zentrale Rolle spielen dabei Gewürze, die die Verdauung fördern, so zum Beispiel Ingwer oder Koriander. Solange Sie es beim Würzen nicht übertreiben, passt diese Verfeinerung gut ins ayurvedische Fastenprogramm.
Als Beispiel für eine einfache ayurvedische Fastensuppe bietet sich die Peya-Reissuppe an: 1 Teil Reis köchelt in 14 Teilen Wasser und wird mit einem Gewürz abgeschmeckt, das dem Dosha entspricht. Kardamom hilft zum Beispiel bei Übelkeit, schwarzer Pfeffer und Basilikum wirken einer Kapha-Störung entgegen.
Für das ayurvedische Fasten-Frühstück eignet sich ein leckeres Getränk aus Ingwer und Honig: 5-6 Scheiben einer Ingwerknolle werden mit heißem Wasser übergossen. Nach 10 Minuten Ziehzeit geben Sie etwas Zimt und Honig hinzu und trinken die Mischung in kleinen Schlucken.
Das regt die Verdauung an und hemmt gleichzeitig den Heißhunger. Kochen Sie am besten schon morgens Wasser auf und gießen Sie es in eine Thermoskanne. So können Sie jede Stunde heißes Wasser trinken und das Agni optimal ankurbeln.
In der Aufbauphase darf es dann wieder mehr Obst sein. Morgens können Sie zum Beispiel frische Früchte in Form eines Lassis genießen: Mischen Sie 100 g Joghurt mit kaltem Wasser nach Belieben, etwas Rohrzucker, 25 g Erdbeeren und einer halben Banane. Die pürierte Mischung ergibt ein leckeres trinkbares Frühstück und funktioniert natürlich auch mit anderen Obstsorten.
Mit ayurvedischem Fasten zu neuer Energie
Der Gedanke an Fastentage wirkt für viele Menschen abschreckend, dabei kann Fasten eine durchaus angenehme Erfahrung sein. Ayurvedisches Fasten berücksichtigt den Einzelnen, statt sture Vorgaben zu stellen.
Dauerhaftes Hungern ist hier nicht Sinn der Sache, vielmehr soll durch eine reduzierte, typgerechte Ernährung neue Energie entstehen. Unterstützen können Sie die ayurvedische Fastenernährung übrigens ausgezeichnet durch sanfte Yoga-Übungen wie etwa die Heuschrecke. Raus mit den Schlacken, rein mit Agni: Es lohnt sich, dem ayurvedischen Fasten eine Chance zu geben!